Stress und Abnehmen passen nicht gut zusammen. Wir haben Andrea Klessinger, Heilpraktikerin und Mitglied im medizinischen Experten-Team von Sanguinum  zum Thema Stress befragt und eine spannende Antwort erhalten.

Frau Klessinger, warum macht Stress dick?

Andrea Klessinger, Heilpraktikerin & Mitglied im medizinischen Experten-Team

„Bei Stress werden weniger Kalorien verbrannt. An der Ohio State University wurden gesunde Frauen getestet, wie sich Stress auf ihr Gewicht auswirkt (Quelle: biological psychiatry journal). Die beiden Kontrollgruppen haben die gleichen Mahlzeiten erhalten, die 930 kcal und 60g Fett enthielten. Eine Gruppe von Frauen stand täglich unter Stress, die Kontrollgruppe hatte dieses Problem nicht. Laut der veröffentlichten Studie verbrannten jene Probandinnen, die am Vortag eine oder mehrere Stresssituationen erlebt hatten, im Vergleich zu den anderen Teilnehmerinnen ohne Stresserlebnis weniger Kalorien – im Durchschnitt nach 7 Stunden ca. 100 Kalorien weniger. Das würde bedeuten: nach Stress kann der Körper weniger Kalorien abbauen. Die Ursache dafür liegt an einem höheren Insulinspiegel. Dieser ist dafür verantwortlich, dass Energie in Fett gespeichert bzw. der Abbau von Fett gehemmt wird.

Der geringere Kalorienumsatz bei Stress kann hochgerechnet auf ein Jahr einige Kilo Übergewicht ausmachen. Zusätzlich greifen wir unter Stress eher zu ungesünderen Nahrungsmitteln die viel Fett, Zucker oder Salz enthalten – ein Teufelskreis. Deshalb sollten wir, da wir Stress nicht immer vermeiden können, immer gesunde Lebensmittel im Kühl- und Vorratsschrank vorrätig haben um nicht in die Falle zu tappen und zu ungesundem Essen greifen zu müssen. Es ändert sich zwar der Stoffwechsel in Stressphasen, aber wir nehmen mit den gesunden Snacks weniger Kalorien zu uns. Auch bleibt der Insulinspiegel in einem niedrigen Bereich und der Körper wird mit allen Vitalstoffen versorgt, die er gerade in Stressphasen dringend benötigt. Somit wird sich die Gewichtszunahme in einem moderaten Rahmen halten. Ausreichend Schlaf und Bewegung wirken sich auf den Körper in Stressphasen zusätzlich positiv aus.“

„Entspann dich mal.“ – Was heißt das eigentlich?

Was passiert dagegen im Körper, wenn man entspannt?

Wir benutzen das Wort „entspannen“ als Gegenteil zum Stress häufig und wissen eigentlich gar nicht so genau, was da hintersteckt. Was bedeutet es, zu entspannen? Zahlreiche Systeme unseres Körpers reagieren, wenn wir uns in einem Entspannungszustand befinden: Unsere Gefäße werden weiter, Blutdruck  und Pulsschlag sinken. Der Muskeltonus nimmt ab und unsere Hauttemperatur steigt. Wir atmen nicht mehr so häufig, dafür aber tiefer und gleichmäßiger. Sogar unsere Gehirnwellen verändern sich. (Quelle: Studienbrief: Entspannungsverfahren – Version 2009 Psych. Psychotherapeut R. D’Amelio, Universitätskliniken des Saarlandes)

Klingt gut – was kann ich tun, um zu entspannen?

Es gibt viele verschiedene Wege, dem schädlichen Stress vorzubeugen oder ihn zu reduzieren. Wir alle haben einen unterschiedlichen Alltag – manche arbeiten viel im Büro, andere kümmern sich rund um die Uhr um die Kids. Irgendwo mittendrin sollte trotzdem jeder einen Moment für sich finden und sich ein bisschen um die eigene Seele und Entspannung kümmern. Wir haben ein paar Tipps gesammelt, bei denen vielleicht auch etwas für Sie dabei ist.

Sport ist wunderbar für Körper und Seele.

Körperliche Betätigung ist nicht nur gut für unsere sitzgeschädigte Muskulatur und unser Herz-Kreislauf-System, sondern auch super gegen Stress. Bewegung soll „anxiolytisch“ wirken, auf gut Deutsch heißt das „angstlösend“, und antidepressive Wirkungen werden ihr ebenfalls zugeschrieben. Damit ist Sport ein echtes Wundermittel und für fast jeden ist etwas dabei. Schwimmen, Radfahren und Wandern bzw. Walking sind dabei am gelenkfreundlichsten und auch für „Einzelkämpfer“ eine schöne Option. Und ganz nebenbei bauen wir beim Sport die im Blut erhöhten Stresshormone ab und helfen so unserem Körper aus dem Teufelskreislauf.

Sport beruhigt den Geist und stärkt den Körper.

Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training

Es gibt einige wissenschaftlich fundierte Methoden, sich zu entspannen. Die wohl bekanntesten sind Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (PME oder PMR) und Autogenes Training. Beides kann man in Gruppen erlernen, sich auf CDs zulegen oder mit einem geeigneten Video (z.B. auf YouTube) üben. Beide Methoden sind angeleitete Entspannungsübungen, wobei PME etwas „aktiver“ ist als Autogenes Training, da man hier verschiedene Muskelgruppen sanft anspannt, um die Entspannung danach deutlicher wahrzunehmen.

Yoga ist ein seit Jahrhunderten bewährtes Konzept, dessen Wirkung auch durch moderne Wissenschaft gut belegt ist.

Yoga – im herabschauenden Hund gegen den Stress

Für alle, die Trends noch nie mochten: Yoga war auch schon vor der großen „Yoga-Welle“, die irgendwann über Deutschland geschwappt ist, eine gut untersuchte Entspannungsmethode. Die sanften Muskeldehnungen sind die perfekte Kreuzung aus Sport und Entspannungsübung. Auch für Anfänger ist etwas dabei, es lohnt sich allerdings immer, wenigstens am Anfang Anleitung durch einen Trainer in Anspruch zu nehmen, damit man die Grundlagen lernt und nicht am Ende verknotet auf der Matte liegt.

Hobbies – von Briefmarkensammeln bis Ölmalerei

Viele Menschen entspannen bei Aktivitäten, die sie lieben (und nein, Fernsehen zählt nicht). Wann haben Sie sich das letzte Mal die Zeit genommen, etwas zu tun, was Sie als „Hobby“ bezeichnen würden? Haben Sie als Teenager Klavier gespielt oder mit Ende 20 getöpfert? Wenn ja, wann haben Sie das das letzte Mal gemacht?
Hobbies bieten uns die Möglichkeit, uns ganz auf eine Sache zu konzentrieren und den Alltag loszulassen. Vielleicht wird dabei auch etwas geschaffen, auf das wir stolz sein können – eine Sammlung, ein Kunstwerk oder ein Heimprojekt. Es steckt in Ihnen, holen Sie es heraus!
Auch eine schöne Idee: Ein Tanzkurz mit dem Partner! Flotte Tanzschritte schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie haben Bewegung und (hoffentlich) gemeinsam eine Menge Spaß.
Wir haben etwas vergessen oder Sie haben den absoluten Supertipp für Stressabbau? Wir freuen uns auf Rückmeldung oder Tipps in den Kommentaren!